62-teilig | je 21 x 16 cm | C-Prints, gerahmt | 2014




Katar rüstet auf. Der kleine Staat auf der Arabischen Halbinsel am Persischen Golf hat 2013 in Deutschland Panzer gekauft. 62 Stück der Ausführung LEOPARD 2A7+. Der Hersteller hat bei der deutschen Regierung angefragt. Die deutsche Regierung hat genehmigt. Wiederholt genehmigt. Deutschlands Bundeswirtschaftsministerium genehmigt gern und oft Waffenexporte. Die Nachfrage ist groß, das Geschäft floriert. Deutschland ist weltweit der drittgrößte Waffenexporteur. Nach den USA und Russland. Wenn der Auftraggeber eine Diktatur ist oder in diesem Land Menschenrechtsverletzungen bekannt geworden sind, entscheidet der Bundessicherheitsrat. Das sind die Kanzlerin, der Vizekanzler, der Bundeskanzleramtschef sowie die Minister für Finanzen, Auswärtiges, Inneres, Justiz, Verteidigung und Entwicklung. Eine einfache Mehrheit genügt. Die Treffen sind geheim. Es gibt keine Öffentlichkeit. Protokolle: geheime Verschlusssache. Doch Katar hat für 1,89 Milliarden Euro den LEOPARD 2A7+ bestellt und jeder weiß es.
Im LEOPARD 2A7+ gibt es vier Arbeitsplätze. Über die Glattrohrkanone können 42 Schuss und über die zwei Maschinengewehre 4.750 Schuss abgegeben werden. Dieser Panzer erfreut sich großer Beliebtheit in Kanada, Europa und Südamerika. Und in Katar.

Katar ist nicht ganz so groß wie Schleswig-Holstein und beheimatet gerade so viele Menschen wie Hamburg. Katar ist seit den 1970er Jahren von England unabhängig und eine Monarchie. Der Islam bestimmt den religiösen, die Schari’a den gesetzlichen Rahmen. Katar ist traditionell und modern zugleich. Katar engagiert sich außenpolitisch: in der UN, in der Arabischen Liga u. a. Die islamistische Hamas und die afghanische Taliban haben diplomatische Vertretungen in Katar. Katar seinerseits in Gaza. Katar finanziert an erster Stelle den Gaza-Streifen. Aber auch Rebellen und Extremisten im Mittelmeer, in Libyen, Syrien und in Somalia unterstützt Katar. Katar ist Wüste. Zwar mit Erdöl, aber ohne viel Landwirtschaft. Doch Katar hat Platz. Viel Platz.

Über die Produktfotografie wird hier dieser spezifische Panzer dargestellt. Voll ausgeleuchtet und sauber erscheint er ästhetisch äußerst ansprechend. Die Tarnung wirkt wie ein modisches Muster, ihr eigentlicher Zweck löst sich vor dem reinen Hintergrund vollkommen auf. Der Panzer ist das Modell, das sich in seiner perfekten Schönheit präsentiert. Wie auch die tatsächliche Bestellung für jedermann sichtbar und unverblümt zugänglich war, so ist es auch das abgebildete Objekt. Der LEOPARD 2A7+ wird in Reihenproduktion hergestellt – ein sich ständig wiederholender Vorgang, der beim Prototyp beginnt und auch beim 62. Exemplar keinen Unterschied erkennen lässt. Und genauso, wie sich dieser Vorgang wiederholt, wird die Fotografie reproduziert: Das immer gleiche Bild im immer gleichen, in Serie produzierten Bilderrahmen. 62 ausgelieferte Panzer ergeben 62 auslieferbare Fotografien des LEOPARD 2A7+.

Text: Corina Retzlaff


Ausstellungsansichten © Antje Schaper, Paul Altmann




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